Um weiter kräftig zu wachsen, ist der weltgrößte Chiphersteller auf immer mehr Geschäftsfeldern aktiv – von Software bis zu Servern. Wird der US-Konzern nun zum Konkurrenten seiner Kunden?
San Francisco, München. Einst war es Apple-Chef Steve Jobs, der mit seiner treuen Anhängerschaft alle anderen Konzernherren überragte. Inzwischen hat sich Nvidia-Gründer Jensen Huang zum Popstar der Tech-Industrie aufgeschwungen.
Da wären die Groupies: junge Entwickler und weibliche Fans, die Huang bei seinen Auftritten belagern und bis auf die Toilette verfolgen. Da wären die Start-up-Gründer, die bei Nvidias Tech-Konferenzen weltweit an kleinen Ständen auf Schützenhilfe durch Nvidias Investmentabteilung hoffen. Und da wären die Chefs riesiger Unternehmen, die sich nur allzu gerne mit dem 62-jährigen Milliardär umgeben.
Beispiel Michael Dell: Er ist dieses Frühjahr Ehrengast auf Nvidias Entwicklerkonferenz GTC, dem „KI-Woodstock“, wie es manche Analysten nennen. Im Interview mit dem Handelsblatt lobte er jüngst Huang als „echten Visionär“. Dells Unternehmen baut mit den Chips von Nvidia
sogenannte KI-Fabriken, also riesige Rechenzentren.
Der Milliardär aus Texas ist damit einer der wichtigsten Kunden von Nvidia. Aber der 60-Jährige benimmt sich, als müsse er Huang dankbar sein, überhaupt beliefert zu werden. So sehr überstrahlt Nvidia die eigene Marke, dass Michael Dell auf Co-Branding setzt. Er vermarktet die Serverfarmen als „Dell AI Factory with Nvidia“.