Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan spitzt sich weiter zu: In der Nacht gab es erneut Attacken und Gegenangriffe. Können internationale Appelle und Vermittlungsangebote die angespannte Lage beruhigen?
Die beiden Atommächte Indien und Pakistan haben sich erneut gegenseitig militärisch angegriffen. Der mehrere Jahrzehnte alte Konflikt um die Himalaja-Region Kaschmir droht damit weiter zu eskalieren. Die USA und China riefen beiden Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf. Saudi-Arabien hat sich ebenfalls eingeschaltet. Ein Appell zur Mäßigung kam auch von den G7-Staaten.
Indiens Militär hat am frühen Samstagmorgen Angriffe auf mehrere pakistanische Militäranlagen geflogen und dies als Reaktion auf mehrere Attacken aus dem Nachbarland begründet. Bei den gezielten Angriffen seien Präzisionswaffen aus indischen Kampfjets abgefeuert worden, sagte eine indische Armeesprecherin in Neu-Delhi. Bei den Zielen in Pakistan habe es sich unter anderem um Kommando- und Kontrollzentren, Radaranlagen und Waffenlager gehandelt.

Nach pakistanischen Angaben hat Indien Raketen auf drei Luftwaffenstützpunkte abgefeuert. „Indien hat mit seinen Flugzeugen Luft-Boden-Raketen abgeschossen. Die Stützpunkte Nur Khan, Mureed und Shorkot wurden zu Zielen“, sagte ein Sprecher des pakistanischen Militärs. Die Flugabwehr habe jedoch die meisten Raketen abgefangen. Einer der Luftwaffenstützpunkte befindet sich in der Garnisonsstadt Rawalpindi in der Nähe der Hauptstadt Islamabad, die beiden anderen in der östlichen Provinz Punjab, die an Indien grenzt.
Daraufhin habe das eigene Militär die „Operation Bunjan“ gegen Indien begonnen. Pakistanischen Staatsmedien zufolge wurden dabei mehrere Militärziele getroffen und zerstört.
Das indische Militär teilte mit, es habe mehrere pakistanische Drohnenangriffe entlang der Grenze im Westen Indiens abgewehrt. „Pakistans unverhohlener Versuch, Indiens Souveränität zu verletzen und Zivilisten zu gefährden, ist inakzeptabel. Die indische Armee wird die Pläne des Feindes vereiteln“, ließ das Militär verlauten.

Eine Militärsprecherin sagte, es sei beobachtet worden, dass die pakistanische Armee ihre Truppen in vorgelagerte Gebiete verlege. Das deute auf eine offensive Absicht hin, die Situation weiter zu eskalieren. „Die indischen Streitkräfte befinden sich weiterhin in hoher Einsatzbereitschaft“, fügte sie hinzu. „Sie bekräftigen ihre Verpflichtung zur Nichteskalation, sofern dies vom pakistanischen Militär erwidert wird.“
Auch aus der Kaschmir-Region wird ein Angriff gemeldet. Im pakistanisch verwalteten Teil teilte der Katastrophenschutz mit, dass mindestens 13 Zivilisten ums Leben gekommen seien. Die Angaben beider Länder lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Anzeige
USA dringen auf direkte Kommunikation
US-Außenminister Marco Rubio sprach seinem Ministerium zufolge sowohl mit seinem indischen als auch seinem pakistanischen Amtskollegen. Rubio habe darauf gedrungen, dass Pakistan und Indien Wege finden müssten, um die Lage zu deeskalieren, teilte das US-Außenministerium in Washington mit.
Eine direkte Kommunikation müsse wiederhergestellt werden, um Fehleinschätzungen zu vermeiden. Die USA seien bereit, produktive Gespräche zwischen beiden Seiten zu unterstützen, um künftige Streitigkeiten zu verhindern.

Nach Einschätzung Pakistans ist es an Indien, den Konflikt zu deeskalieren. Der Ball liege in Indiens Feld, sagte der pakistanische Außenminister Ishaq Dar im Fernsehen. Das habe er auch Rubio in dem Gespräch gesagt. Wenn Indien aufhöre, werde Pakistan erwägen, ebenfalls aufzuhören, sagte Dar.